Reduktionismus heilt man nicht durch Reduktionismus!

Eine eingeschenkt.tv Antwort auf den aktuellen Campact Beitrag zur AfD:

von Marco Helmert

Campact: Steuern, Bildung, Hartz IV: Was die AfD wirklich will

Liebes Campact Team,

auch ich muss als freier Journalist leider gestehen, dass mich ihr AfD-Artikel doch etwas verwundert hat. Ich hatte da auf eine differenziertere und journalistisch professionellere Arbeit gehofft. Streckenweise hatte ich gar den Eindruck, dass der pauschalisierende und reduktionistische AfD Populismus, den Sie der AfD in den einzelnen Programmteilen vorwerfen, von Ihnen leider auch nur mit reduktionistischen Schlussfolgerungen und Behauptungen beantwortet werden konnte.
Besonders die Ergebnisse, welche Sie aufstellten, waren im „Rechenweg“ so nicht herleitbar… (leider). Da habe ich mir wirklich einen weniger plakativen und saubereren journalistischen Stil von Ihnen erhofft!

Ich glaube, man sollte es sich mit der AfD oder Pegida nicht allzu leicht machen und sie mehr und mehr als Symptom und nicht als Ursache betrachten. Aus gruppendynamischer Sicht betrachtet halten diese Bewegungen eine Omega-Position inne und diese eignet sich natürlich immer zur Feindbildprojektion der „besseren Menschen“ und wird durch Abspaltung, Ausgrenzung, Hohn und Spott erst recht immer stärker.

Der aktuell entstandene Rechtsruck auf der einen – und eine unreflektiert/blinde „Wir schaffen das!“-Ideologie auf der anderen Seite haben reaktiv eine gefährliche Spaltung der Gesellschaft bewirkt und beide Pole befeuern sich nun gegenseitig.
Was wir jetzt brauchen, ist Differenzierung und Dialogbereitschaft. Gerade die vielen vielen (noch) nicht radikalisierten AfD-Wähler und Pegidianer dürfen nicht aufgegeben, pauschal diffamiert und mit ihren Ängsten ausgegrenzt werden und das geht nur mit Dialog und Validation.

Zu offensichtlich prügelte man lange Zeit gerade von Regierungsstellen auf „das Pack“ ein, nur um dann später mit „weißer Weste“ und durch die Hintertür etliche Programmpunkte von Pegida selbst umzusetzen. Wer also einen Rechtsruck wirklich verhindern will, sollte anfangen, die Spaltung zu überwinden und Menschen dort abzuholen, wo sie sind. Der Slogan „kein Mensch ist illegal“ wird erst dann glaubhaft, wenn er auch wirklich alle Menschen und ihr individuelles Wirklichkeitserleben einschließt und lösungsorientiert validiert.
Natürlich „den Flüchtling“ aber eben genauso „den Pegidianer“!
Leider sehe ich diese Dialogbereitschaft im Moment in weiten Teilen unserer Gesellschaft nicht mehr.
Und doch gibt es hoffnungsvolle Ansätze, wie dieses Beispiel – welches wir kürzlich „live vor Ort“ aufzeichnen konnten – zeigt:

►►► https://youtu.be/hNJPrqXtwtw

 

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